Nicht nur wissen, sondern auch tun
Dass ein erfolgreicher Berufsweg nicht immer über ein Studium führen muss, hat der Metzger Marco Müller bereits im Alter von 26 Jahren erkannt. Der zielstrebige junge Mann hat bereits als Kind mit der Hasenzucht begonnen und arbeitet heute als Betriebsleiter einer Metzgerei. Sein nächstes Ziel ist das Meisterdiplom.
Marco Müller, heute 26 Jahre alt und Betriebsleiter in der Metzgerei Lehmann im freiburgischen Ueberstorf, hat bis anhin alles erreicht, was man in diesem Alter beruflich erreichen kann: Abschluss der Berufslehre als Fleischfachmann mit der Durchschnittsnote 5,6 und Schweizer Meister der Jung-Fleischfachleute (2010), Vize-Europameister der Jung-Fleischfachleute (2012), erfolgreicher Abschluss der Berufsprüfung Fachmann Unternehmensführung (2015) und der Berufsprüfung für Betriebsleiter (2017). Für 2018 hat er sich das Meisterdiplom zum Ziel gesetzt, und vor seinem dreissigsten Geburtstag möchte er als Selbstständiger ein Fleischfachgeschäft sein Eigen nennen.
Aufgewachsen in Thun, wo die Familie eine Metzgerei führt, schaffte sich seine unternehmerische Ader schon früh Raum. In der Garage seines Vaters züchtete er bereits als 8-Jähriger Kaninchen, welche er seinem Vater verkaufte. Als dann das Wachstum des «Unternehmens» die Kapazitäten der häuslichen Metzgerei überstieg, auch an weitere Fleischfachgeschäfte. Der Vater übte weder Zwang noch Druck auf seine beiden Söhne und die Tochter aus, in die heimische Metzgerei einzusteigen.
«Wir überschätzen das Wissen und unterschätzen das Tun!»
Nach dem Abschluss der Sekundarschule und aufgrund seiner schulischen Leistungen standen dem damals 15-jährigen Marco Müller alle beruflichen Möglichkeiten offen. Eines war für ihn jedoch klar. Als einem, der, wie er selber sagt, das anpackende Tun klar über die Aneignung von häufig sinnentleertem Wissen stellt, war der Wechsel ins Gymnasium keine Option. Klar war aber auch, dass er seinem Naturell entsprechend nicht den einfachen Weg einschlagen würde. Eine Lehre in der häuslichen Metzgerei kam nicht in Frage, er wollte seinen Horizont erweitern und wählte als Ausbildungsort einen Kleinbetrieb, wo er vom Vieheinkauf bis zur Herstellung der fertigen Produkte alles machen konnte. Vor der Erreichung des 30. Altersjahres möchte er ein eigenes Geschäft führen und, wie er sagt, selbst für seinen Lohn verantwortlich sein. Seine aktuelle Stelle als Betriebsleiter betrachtet er vor diesem Hintergrund als Hauptprobe für sein grosses Ziel.
Bleibt nun nur nochmals nachzufragen, wieso das alles? Mit Sicherheit ist es die erwähnte Leidenschaft für Lebensmittel, fürs Kochen und die Kochberatung sowie die Herausforderung, das Tun in einem aussichtsreichen Metier in den Mittelpunkt zu stellen. Doch lassen wir Marco Müller selbst sprechen: «Der Job beinhaltet sehr viel mehr, als die Leute sich vorstellen können. Mit einer guten Wurst, zum Beispiel, kann man die Herzen der Leute gewinnen. Mit Gummibärchen ist das nicht zu schaffen.» Darauf und auf die Wertschätzung, die er von der Kundschaft erfährt, ist er stolz. Dies gibt seiner Tätigkeit Befriedigung und einen Sinn.